Zu Ostern geht die Cucina Montesole immer raus in den Bärlauch. Der wächst so üppig in dem Park zwischen unserer Schule und dem Waldfriedhof, dass es da genug hundefreie Zonen gibt. Und dort ernten wir mit Küchenschere und Brotkörbchen, bis es zum Frühlingsquark für alle reicht – was wir dann zurück in der Schulküche gleich angehen.
Doch dieses Jahr lief es anders. Schule auf, Schule zu oder irgendwas dazwischen? Außengastronomie erlauben oder nicht? Auf jeden Fall an Ostern die Kirchen dicht machen. Oder doch nicht, ach Verzeihung? Als täglich von außen ein neuer Richtungswechsel fürs ganze Land kam, haben wir uns drinnen in der Küche gesagt: Jetzt gehen wir einfach mal los – und zwar ganz nach draußen.

Und so eröffneten wir in der Woche vor den Osterferien unsere „Schule ohne Fenster“ frei nach Barbara Newhall Follet. Wir packten am Morgen unseren Wagen mit ein paar Zutaten und Geräten und rollten für den Rest des Schultages ins Grüne, um zu ernten, zu kochen und zu genießen – ohne Lüften und fast ohne Masken. Selten verdiente unser Fach „Soziales“ seinen Namen mehr als in diesen Tagen.
Und ein bisschen Sozialkunde gab’s auch noch, als wir uns die Frage stellten: Ist das jetzt legal oder nicht? Wenn wir in der Schule kochen, sind wir regelrichtig bis zu zehn Leute aus zehn Haushalten, die mehr als zwei Stunden in einem Raum verbringen, mit Maske & Abstand sowie Durchlüften & Rausgehpausen; im Vergleich dazu ist unsere „Schule ohne Fenster “ superlegal.

Würden wir unser Klassenzimmer im Freien aber als „öffentlichen Raum“ verstehen, sähe es anders aus – weil da dürfen sich je nach Lage grad mal fünf Leute aus maximal zwei Haushalten treffen. Wären wir in Sozialkunde, würde die Hausaufgabe heißen „Erkläre den Konflikt zwischen positivem und natürlichem Recht am Beispiel unserer Schule ohne Fenster.“
Weil unser Fach aber „Soziales“ heißt, haben wir uns nach dem Ernten eine Parkbank frei gemacht (die Dame darauf flüchtete mit dem Satz „Ich hasse Kochen!“, als sie uns kommen sah – Kinder mochte sie auch nicht, glaub ich) und haben dann Bärlauch-Zitronen-Butter gemacht. Die ist für Nudeln gedacht und schmeckte auch wunderbar auf Brot – das war dann fast schon Biergarten-Feeling! Ganz legal, natürlich.